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07.07.2017, 16:50

Der Tod des iPhones - Die Smartglasses für Blinde

Barrierefreiheit, Screenreader

Das Vorwort

Vor wenigen Tagen stolperte ich über eine Schlagzeile, welche sich mit dem Tod des iPhones beschäftigte. Diesen Artikel musste ich natürlich lesen. Grundsätzlich hat der Artikel zum Inhalt, dass Analysten davon ausgehen, der Nachfolger des iPhones könnten smarte Brillen sein, welche die smarten Telefone ablösen. Schon beim ersten Lesen stellte ich mir die Frage, was dies für Blinde bedeuten könnte ...

Ein paar Tage später waren meine Lebensgefährtin Annika und ich auf dem Heimweg und sie erzählte von einem Gerichtsurteil, dass Blinde Anspruch auf einen Blindenstock mit Laser haben, welche auch Höhenhindernisse erkennen und Anzeigen können. Dies soll - laut Urteil - Blinde besser vor Verletzungen schützen und sie sind somit - neben dem normalen Langstock - ebenfalls durch die Krankenkasse zu zahlen.

Nach aktuellen Stand ist ein Stock mit Laser sicher etwas klobiger und schwerer als ein normaler Blindenlangstock, daher kommen sie für uns beide sicher eher nicht in Frage, aber wie wäre es, wenn die smarten Brillen der Zukunft nicht nur das Smartphone sondern auch die Laser-Stöcke ablösen könnten? Wie könnte die Steuerung einer solchen Brille im Blindflug erfolgen? Welche Ausgabemöglichkeiten könnte es geben? Welche Vorteile sind für Blinde und Sehbehinderte denkbar?

Das ein Blinder den Touchscreen eines Smartphones sinnvoll bedienen kann, wurde damals stark bezweifelt und die Sorge, dass Blinde bald kein Handy mehr nutzen könnten, da die Smartphones irgendwann alle nur noch per Touchscreen zu bedienen sind, machte sich breit. Auch ich hatte Anfangs Probleme diese Möglichkeit für mich in Betracht zu ziehen und jetzt kann ich mir ein Telefon mit Tastatur und wesentlich weniger Möglichkeiten zur Steuerung kaum noch vorstellen, denn das iPhone ist - nicht zuletzt auch wegen dem Touchscreen - ein Helfer in so vielen Lebenslagen geworden.

Was also, wenn das Smartphone wirklich “stirbt” und in der Zukunft die sogenannten Smartglasses den Markt dominieren? Kann ein Blinder ein Gerät mit den Augen steuern? Ist die Spracherkennung dann so intelligent, dass die Steuerung damit wesentlich leichter fällt und vielfältiger ist als heute?

Diese Gedanken zusammengewürfelt befeuerte unser Gespräch und brachte einige Ansätze zum Vorschein, welche ich nun in einem kleinen Blog Artikel niederschreibe ...

Die erweiterte Realität

Der Zweck der erweiterten Realität besteht darin, dem Nutzer Informationen zu sichtbaren Objekten in einer Form zu präsentieren, welche ihn nicht stören, aber trotzdem einen Mehrwert bieten. So können zum Beispiel geschichtliche Daten zu einem Bauwerk, verknüpfte Informationen zu einer Person oder weiterführende Links zu einem Geschäft übermittelt werden, wenn der Nutzer den Fokus des smarten Geräts darauf legt. Es wäre also denkbar, alles, was sich im Blickfeld des Smartphones oder der Smartglasses befindet, in Echtzeit mit den unterschiedlichsten Daten zu erweitern und mehr Informationen zu bekommen. Grundvoraussetzung hierfür sind natürlich eine gute Kamera, eine detailreiche und schnelle Bilderkennung und eine große Datenbank, in welcher die entsprechenden Informationen abgeglichen und abgerufen werden können.

"Augmented Reality", was die englische Übersetzung von “erweiterte Realität” ist, ist sicherlich die Technik der Zukunft, vor Allem wenn Informationen direkt vor dem Auge in Form einer Brille, später auf dem Auge in Form einer Kontaktlinse und - zum krönenden Abschluss - vor dem inneren Auge in Form von Signalen aus dem Gehirn, dargestellt werden können. Die ersten beiden Schritte sind sicher mehr für Sehende und Sehbehinderte, aber auch hier könnten - sofern die Firmen uns nicht vergessen - Blinde von profitieren. Die letzte Variante, welche bereits in diversen Büchern wie zum Beispiel Nexus thematisiert wurde, wäre wohl auch für Blinde der Durchbruch, endlich direkt, ohne Einschränkungen und ohne Umwege mit optischen Informationen arbeiten zu können.

Da der direkte Weg in das innere Auge sicherlich noch mehr Entwicklungszeit benötigt als der Umweg über eine Brille oder Kontaktlinsen, setze ich den Fokus auf den ursprünglichen Artikel und dem Tod des iPhones.

Die erweiterte Realität und deren Möglichkeiten wird sehr schön in dem Buch ZERO behandelt. Wobei hier auch die Nachteile und Gefahren beleuchtet werden. Diese lasse ich aber in meinem Artikel außen vor, nicht weil ich sie nicht sehe, sondern weil ich die grundsätzlichen technischen Möglichkeiten und eventuellen Vorteile für Sehbehinderte und vor Allem Blinde betrachten will.

Die Ausgabe

Wenn man sich vorstellt, dass es kein Smartphone mehr gibt, dafür alle Aufgaben mit einer Smartglasses durchgeführt werden müssen, so stellt sich für Blinde als erstes die Frage der Ausgabe.

Welche Möglichkeiten gäbe es, Informationen von der Brille zu erhalten?

  • Akustische Informationen, wie zum Beispiel die Sprachausgabe eines Screenreaders, werden über die Brille mit Hilfe von einem Knochenleitsystem übertragen. Die Ohren bleiben somit frei für die Umgebungsgeräusche und die Übertragung könnte über den Brillenbügel erfolgen - sogar in Stereo.
  • Vibrationen, welche ebenfalls über die Brillenbügel übertragen werden und somit sogar Richtungsangaben transportieren könnten, da auch hier ein Stereosystem vorhanden ist.
  • Die Übertragung der akustischen Informationen über ein drahtloses Headset, wobei dies bedeuten würde, dass immer zwei Geräte vorhanden sein müssen, das Headset und die Brille.
  • Für sehbehinderte und Sehende Nutzer der Brille bleibt als Ausgabe natürlich das Display der Brille, welches wohl am meisten zum Einsatz kommen wird.

Es gäbe also für die von mir angedachten Nutzergruppen verschiedene Möglichkeiten, die Ausgabe der Brille zu übermitteln. Aus dieser Sicht wäre eine Nutzung durch Blinde und Sehbehinderte also durchaus denkbar.

Die Eingabe

Was nützt eine Ausgabe, wenn ich der Brille nicht mitteilen kann, was ich von ihr benötige. Die zweite wichtige Frage ist also, wie ich die Daten als Blinder eingeben könnte.

Was gäbe es also für Blinde an Möglichkeiten zur Eingabe von Daten?

  • Grundsätzlich könnte man, ähnlich wie bei dem Touchscreen von Smartphones, Eingaben über das Display machen. In diesem Fall über die Außenseite der Gläser. Aber ich würde sagen, es sieht sicher komisch aus, wenn man dauerhaft auf den Gläsern seiner Brille wischt und wer garantiert, dass die Gläser sauber bleiben. Dieser Weg wäre also weniger optimal.
  • Die Eingabe der Informationen per Sprache. Hierzu wird ein Mikrofon benötigt, wobei davon auszugehen ist, dass dies vorhanden ist. Fraglich ist eher, ob die Sprachsteuerung bis dahin so fortschrittlich und intelligent ist, dass komplexe Angaben verstanden und korrekt umgesetzt werden und ob es ausführliche Dialog-Möglichkeiten gibt. Vor jedem Sprachbefehl die Erkennung erst mit einem Wort aktivieren zu müssen, stelle ich mir eher nervig vor - so geht es mir bei SIRI und ALEXA im Moment schon. Wer mal in einem Hörbuch mehrfach Weiter- oder Zurückspringen wollte, weiß was ich meine.
  • Eingabe über die Bügel, wobei jede Seite zum Einsatz kommen könnte (dies kommt Links- und Rechtshändern zu Gute). Hierbei wären diverse Gesten möglich, diese sind zwar eher auf die horizontale Nutzung ausgelegt, aber es könnten ein bis 5 Fingergästen, das Tippen und mehrfache tippen sowie Tippen und halten zum Einsatz kommen. Hier gäbe es also eine nicht zu vernachlässigende Anzahl an möglichen Gesten. Je nach breite der Bügel und Art der angedachten Gesten wären sicher auch vertikale Bewegungen denkbar, was die Anzahl weiter erhöht.
  • Die Steuerung über ein weiteres Gerät wie der Smartwatch am Arm oder einem Gerät in der Tasche. Aber bei dieser Variante stört mich persönlich, wie auch bei dem Punkt mit dem Headset, der Umstand ein Zweitgerät mit mir führen zu müssen.
  • Eine Steuerung direkt mit den Augen wird für sehbehinderte und sehende Nutzer wahrscheinlich die meistbenutzte Variante sein, wobei ich nicht einschätzen kann, ob auch Blinde diese Steuerung nutzen können. Für allgemeine Gästen wie das “Wischen” durch die Bewegung der Augen nach Rechts, Links, Oben, Unten und das Aktivieren einer Auswahl durch ein doppeltes Zwinkern ist dies vielleicht sogar für blinde möglich, wobei dies von der Erkrankung der Augen abhängig sein dürfte. Wenn es aber über Funktionen geht, welche das sogenannte Eye-Tracking nutzen, dürfte es eher schwierig sein.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, das für Blinde und Sehbehinderte die Eingabe ebenfalls möglich wäre.

Die Möglichkeiten

Da Blinde und Sehbehinderte grundsätzlich in der Lage wären, mit einer solchen Brille zu interagieren, wären die Einsatzmöglichkeiten wichtig, welche vielleicht sogar die jetzigen der Smartphones übertrumpfen.

Was für Einsatzgebiete gäbe es also für Blinde und Sehbehinderte?

  • Prüfung, ob das Licht in einem Zimmer eingeschaltet ist.
  • Kontrolle der Farben der Kleidung, um nicht all zu bunt aus dem Haus zu gehen.
  • Gesichtserkennung, denn nicht immer weiß man anhand der Stimme, wer sich im Raum befindet und so wäre es auch weniger möglich, sich vor einem Blinden zu verstecken. Was Nachts in dunklen Gassen vielleicht einen kleinen Teil mehr Sicherheit bedeuten könnte.
  • Deutung von Mimik und Gestik, manch Stumme Regung bleibt einen Blinden doch verwehrt.
  • Anwenden einer direkten Vergrößerung, was für Sehbehinderte unterwegs einen großen Vorteil für die Orientierung und das Lesen von Dokumenten mit sich bringt.
  • Das Wechseln der Farben bzw. Aktivieren eines Kontrastmodus. Auch dies wäre für Sehbehinderte eine große Hilfe im Alltag.
  • Erkennen von Gegenständen, wie Türen, Automaten, Treppen, Tischen, Höhenhindernissen, etc. Dies könnte per Sprache oder über Vibrationen mitgeteilt werden. Natürlich braucht es hier verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, denn in einer bekannten Umgebung möchte man vielleicht nicht jedes Hindernis mitgeteilt bekommen, nur weil man sich gerade mal etwas umschaut.
  • Erkennen von Ampeln und deren Farbe, sollte man keine für Blinde optimierte Ampel nutzen können.
  • Erkennen von Kreuzungen, Straßen und Inseln auf Kreuzungen, um vorab zu wissen, wie viele Inseln bis zur anderen Seite überquert werden müssen.
  • Dokumente mit einer Texterkennung in für Computer lesbare Schrift wandeln, um schnell eine Speisekarte oder einen Brief zu erfassen.

Das sind, neben den normalen Apps wie zum Beispiel E-Mail, Browser und Telefon, die ersten zusätzlichen Einsatzgebiete einer solchen Brille. Technisch sollte dies alles umsetzbar sein, auch wenn für manche Punkte sogar heute schon die Möglichkeiten existieren, es jedoch noch Optimierung in Sachen Genauigkeit und Schnelligkeit gibt.

Das Schlusswort

Es ist also festzuhalten, dass es Möglichkeiten zur Ein- und Ausgabe gibt und diverse Einsatzgebiete das Leben von Sehbehinderten und Blinden erleichtern könnten. Einige der oben genannten Möglichkeiten gibt es bereits auf dem Smartphone, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es einfacher in der Handhabung wird, wenn man etwas direkt anschaut und die Informationen erhält, der Umweg über das Positionieren des Smartphones also entfällt und man zwei Hände frei hat. Natürlich muss das Positionieren des Blickfeldes erst einmal geübt werden, aber wir mussten auch das Ausrichten des Smartphones lernen, wenn man einen Brief scannen möchte.

Mir ist bewusst, dass es bereits heute Smartglasses gibt. Bekannt ist zum Beispiel die Brille von Google. Aber aktuell scheint mir dies noch eher ein Nischenprodukt zu sein und wie und ob diese Brillen für Blinde derzeit überhaupt zugänglich sind, ist mir nicht bekannt.

Dies waren meine Gedanken zu einem Thema, welches sicherlich in den nächsten Jahren Einzug in unseren Alltag halten wird. Ich bin gespannt, wo es tatsächlich enden wird und wie wir mit dem Ergebnis umgehen werden. Wichtig ist jedoch, dass Firmen von Smartglasses noch während der Entwicklung an Blinde und Sehbehinderte denken, wobei ich hier vorrangig an Apple denke, denn sie zeigen, dass auch neue Technologien für unsereins zugänglich gemacht werden können.

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